Umgang mit Traumatisierung

Immer wenn im Landkreis Tübingen die Rede von Hilfen für traumatisierte Flüchtlinge kommt, fällt der Name refugio. Dieser Verein mit Hauptsitz in Stuttgart und Zweigstellen u.a. in Tübingen leistet seit Jahren einen wertvollen Beitrag bei der Beratung und Therapie von geflüchteten Menschen. Lesenswert ist hier der immer noch aktuelle Jahresbericht 2016, der auch Beiträge zur Sprachvermittlung und Ernährungsproblemen enthält.

Gemessen an der personellen, finanziellen und räumlichen Ausstattung leistet die Regionialstelle Tübingen eine hervorragende Arbeit. In den Jahren 2016 und 2017 wurden jeweils über 250 Klienten beraten, oft mit Hilfe von ehrenamtlichen Dolmetschern. Das heißt, ca. 5 % der geflüchteten Menschen haben Kontakt zu refugio.

Der Anteil von Geflüchteten mit Traumafolgen und anderen psychischen Problemen liegt aber deutlich höher. Je nach Quelle werden hier 40 bis 70% genannt. Da erhebt sich die Frage, ob und wo die anderen Menschen behandelt oder zumindest beraten werden können.Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung beleuchtet das Problem im Detail.

Die Möglichkeiten der IntegrationsmanagerInnen im Landratsamt oder in der Stadt Tübingen sind bei den Betreuungsschlüsseln von 1:120 bis 1:180 dich ziemlich begrenzt. Auch erfolgt hier in der Regel keine aufsuchende Betreuung, wie eigentlich im Pakt für Intergration gefordert. Doch gerade Personen mit psychischen Problemen haben selten die Kraft, aktiv in eine Sprechstunde zu gehen.

Hier fällt den ehrenamtlichen Begleitern in der Flüchtlingshilfe eine wichtige Rolle zu: Im täglichen Umgang mit Geflüchteten fallen eher Probleme auf, die dann an hauptamtliche Stellen weitergeleitet werden können. Auch niederschwellige Angebote wie gemeinsames Kaffeetrinken, Vermittlung in Vereine oder in kulturelle Angebote wirken stabilisierend und können Depressionen entgegenwirken.